Audio Stunts & Mahumba
Ghettohouse aus Bremen
Selten gab es eine Biographie, die so derbe am Rummelplatz beginnt und verdachtsweise so bodenständig erlogen ist, wie die von Audio Stunts & Mahumba. Statt durch die üblichen Pflichtposten wie „Eltern“, „Schule“ und „musikalische Vorbilder“ sind die Jungs vom harten Leben auf dem staubigen Schotterplatz geschult worden.
Stefan und Christoph lernten sich recht klassisch während ihrer Arbeit am Autoscooter kennen. Stefan, der für die filigrane Technik der kleinen Flitzer, und Christoph, der für die Sicherheit auf dem Stahlmonstrum zuständig war, sind sich schnell in einem Punkt einig gewesen: Ronny ist der geilste Bock am Platz! Ronny, das wusste jeder in der Schaustellersphäre, ist ein Garant für heiße Popnummern und prollige Informationsdurchsagen rund um den Autoscooter-Betrieb. Die beiden hatten ihren Lehrer gefunden. Ronny war es dann schließlich auch, der die beiden in alle findigen Tricks und Techniken der Kirmesbeschallung einführte. Die Schaustellerklitsche hält nun einmal stets zusammen und produziert ihre eigenen Stars.
Um Geld für Equipment, CDs und Platten zu besorgen, verkaufte Stefan seinen braunen Manta und Christoph verabschiedete sich vom Beiwagen seines Moppets. Die Zukunft schien golden und in einer suffigen, vom Korn- und Bierrausch umhüllten Nacht wurde schließlich Geschichte geschrieben: Christoph und Stefan waren fortan nicht mehr nur die verlausten Spackos ohne Volksschulabschluss – sie wurden zum DJ-Kollektiv Audio Stunts & Mahumba, was sie sich zur Feier des Tages von einem betrunkenen Schrank namens Kante auf ihre weißen Oberarme tätowieren ließen.
Kante, den alle nur Kante nannten, war nicht nur brutaler Türsteher und Glatzenmodel, sondern schleuste Audio Stunts & Mahumba auch regelmäßig auf Ü30-Partys in seine Disse, wo die beiden wie selbstverständlich vor einem berauschten Publikum auflegten und sich von korpulenten Erzieherinnen feiern ließen.
Christoph und Stefan beteuern noch heute, sich und ihren Schaustellerwurzeln immer treu geblieben zu sein und ausschließlich auf Schulabschlusspartys, in Großraumdiskos und auf Eröffnungspartys von Kosmetikstudios zu spielen. Irgendwo zwischen peitschenden Hihats, pumpenden Basslines direkt aus dem Ghetto und funky Disco Grooves hat sich ihre ewige Liebe für House in allen Facetten manifestiert. Ihr Sound ist beeinflusst von Disco, Soul, HipHop, Handtaschen House der 90er und einer Prise Acid, Garage und Techno. Ihre eignen Releases und Remixes werden auf Vinyl oder digital auf renommierten Labels wie Ton Liebt Klang, Shaker Plates oder Beatwax veröffentlicht. Seit 2016 hosten die beiden Musikschulabgänger ihre eigene Sendung beim Norddeutschen Radiosender Bremen NEXT.
Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und einer Menge Streetcredibility rollen die Jungs das Game mit ihren eigenen Regeln auf. Hauptsache es drückt und macht Spaß. Wer am nächsten Tag kein Konfetti in der Unterhose hat, war offensichtlich auf einer anderen Party.